Die Geschichte der Schalmei
Man unterscheidet zwischen der mittelalterlichen und der neuzeitlichen Schalmei.
Die mittelalterliche Schalmei
Die verschiedenen Tonhöhen werden durch öffnen bzw. abdecken von entsprechenden Luftöffnungen im Korpus erzeugt, ähnlich wie bei einer Flöte. Ursprünglich wurden sie von Hirten und Spielleuten gespielt, in der heutigen Zeit bei historischen Märkten und Ritterspielen. Das musikalische Repertoire ist dementsprechend historisch geprägt.
Die neuzeitliche Schalmei
Um 1900 entwickelte Max Bernhard Martin im thüringischen Marktneukirchen ein mehrtöniges Instrument, ausgestattet mit Ventilen. Bekannt als Martins-Horn oder Martins-Trompete. Er dachte, er hätte eine geniale Geschäftsidee und hoffte auf großen Profit. Aus diesem Grund stellte er seine Erfindung dem Kaiser Wilhelm II vor. Dieser jedoch macht ihm einen gewaltigen Strich durch die Rechnung und beanspruchte die Erfindung als exclusives Signalhorn für seinen stattlichen Fuhrpark. Sie durfte nur von einem kaiserlichen Fanfarenspieler bei besonderen Anlässen gespielt werden. Dadurch wurde die Verbreitung des Instruments stark beeinträchtigt.
Nach dem 1. Weltkrieg ging die Regentschaft Wilhelm II zu Ende und die Martinstrompete verbreitete sich immer mehr. Lange Zeit wurden die Signalhörner bei der Deutschen Reichsbahn, bei Sprengmeistern und bei Waldarbeitern als Warnhilfen verwendet.
Parallel hierzu entwickelte sich die Martinstrompete aber auch zu einem Musikinstrument. Bereits ab 1913 entstanden erste Schalmeienkapellen. Aber erst in den 20er Jahren waren sie hauptsächlich bei Turn- und Radfahrvereinen und kommunistischen Verbänden zu hören.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Schalmei in der ehemaligen DDR bereits in den 50er Jahren wieder entdeckt. Aus diesem Grund gibt es in den heutigen neuen Bundesländern eine lange Tradition der Schalmeienmusik. Im Westen dauerte es bis in die 70er Jahre bis im Süden die ersten Schalmeiengruppen gegründet wurden, die hauptsächlich Faschingsmusik spielten. Mittlerweile gibt es im Schwabenland eine zweite Hochburg der Schalmeienmusik.
Die Spielweise der Schalmei
Die neuzeitliche Schalmei besteht in der Regel aus 8 Röhren, die auf einer Seite als Schalltrichter ausgeprägt und auf der anderen Seite über ein Ventilteil zusammengefügt sind. Mit jedem Schalltrichter wird ein bestimmter Ton erzeugt. Deshalb stehen acht Töne im Umfang einer Oktave zur Verfügung. Die Instrumente sind auf C-Dur abgestimmt und haben keine Ausweichmöglichkeiten.
Um größere Tonräume abdecken zu können, gibt es unterschiedlich gestimmte Instrumente. Sie alle eignen sich zum Spielen von Melodien, wobei durch geeignetes Arrangieren die verschiedenen Stimmen zusammengestellt werden können (z. B. Sopran – 1. Stimme, Alt – 2. Stimme, Bariton – 3. Stimme). Die Sopran-Schalmei deckt die höheren Töne ab, während die Bariton-Schalmei sehr tiefe Töne spielt.
Für Begleitzwecke und zur Füllung des Klangkörpers gibt es mehrtönig klingende Instrumente (Akkord) oder die „Doppel-Oktave“, eine Sopran-Schalmei, bei der immer zwei Töne gleichzeitig erklingen, die im Abstand von einer Oktave gestimmt sind.
Dadurch können die neuzeitlichen Schalmeienkapellen natürlich viel mehr Musikrichtungen (von Volksmusik bis Rock) anbieten als eine traditionelle Schalmei.
Um Noten-Unerfahrenen die Möglichkeit zu geben, bei uns mitzuspielen, hat unsere Vorstandschaft beschlossen, Zahlen statt Noten zu verwenden.